Ja, aber nicht nur…
Motorradfahren ist für viele mehr als nur eine Fortbewegungsmethode – es ist ein Lebensgefühl, eine Leidenschaft, eine Notwenigkeit, wenn es um die urbane Mobilität geht und man sich kein zweites oder erstes Auto leisten will oder kann. Aber nicht jedes Motorrad oder nicht jeder Roller passt zu jedem Fahrer. Die Wahl des ergonomisch passenden Motorrads/Rollers für dich hängt von einigen technischen Faktoren ab, wie unter anderem:
- Sitzhöhe und Sitzbreite
- Kniewinkel und Knieschluss
- Lenkerposition und Lenkerkrümmung
- Schwerpunkt und Gewicht des Motorrads
In diesem Blogbeitrag möchte ich als Motorradfahrer meine Erfahrungen teilen und dir Informationen mit auf den Weg geben, das passende Bike für deine Körpergröße und Bedürfnisse zu finden.
Sitzhöhe und Körpergröße: Die Basis der Wahl
Die Sitzhöhe ist einer der entscheidenden Faktoren bei der Auswahl eines Motorrads. Die Sitzhöhe bestimmt, wie leicht du mit den Füßen den Boden erreichst und wie sicher du dich beim Anhalten, Rangieren am Stand und beim Fahren fühlst.
Eine niedrigere Sitzhöhe ist vorteilhafter für kleinere Menschen, um mit beiden Füßen bequem den Boden zu berühren und sich damit auch im Handling sicherer zu fühlen. Motorräder mit einer Sitzhöhe von unter 80 cm, wie etwa Cruiser oder vielen Naked Bikes, sind oft ideal für Menschen mit einer Körpergröße bis 175 cm.
Ein höheres Motorrad, wie eine Enduro oder ein Touring-Bike, bietet mehr Beinfreiheit und Komfort. Die Sitzhöhe liegt hier oft zwischen 85 und 95 cm, was für größere Fahrer angenehmer ist.
Diese Frage solltest du dir auch stellen: Hab‘ ich auf dem Motorrad einen guten Stand mit beiden Füßen oder kommst du mit einem Fuß nur dann flach auf den Boden, wenn du auf der Sitzbank zur Seite rutscht? Wenn ja, dann ist dieses Bike möglicherweise nicht ideal für dich. Das merkst du vor allem bei Rangieren im Stand. Teste neben dem Fahrverhalten unbedingt auch das Rangieren, wenn du mit deinem Wunschbike eine Probefahrt machst.
Die Bandbreite der Sitzhöhen aktueller Modelle reicht von ca. 65 bis 96 cm. Die meisten Motorräder haben Sitzhöhen zwischen 75 und 85 cm. Beim Fahren reduziert sich diese noch je nach Beladung und Fahrwerkseinstellung mehr oder minder stark.
Denke daran, dass die Sitzhöhe aber nicht das einzige Kriterium ist. Es ist ebenso wichtig, wie breit der Sitz ist, da dies beeinflusst, wie weit deine Beine gespreizt werden müssen. Ein höherer, aber auch schmaler Sitz kann den Boden für dich erreichbarer machen, als ein niedrigerer, aber breiter Sattel. Insgesamt ergibt diese Kombination aus Höhe und Breite das so genannte Schrittbogenmaß, das vom Fuß (auf dem Boden stehend) über den Sattel hinweg wieder zum Fuß auf der anderen Bodenseite gemessen wird. Da dieses Maß allerdings fast nie in den Datenblätter der Motorräder zu finden ist, zählt dieses Wissen zur Kategorie „gut zu wissen, bringt mir aber nix, außer ich setz mich selbst aufs Bike“ 😉
Für viele Motorräder bieten die Hersteller auch auf- oder abgepolsterte Sitzbänke. Ich selbst fahre mit meinen 188cm Körpergröße eine Z900 mit einer 2cm höheren Sitzbank. Diese ist nicht nur sehr bequem, sondern lässt mich auch entspannter auf dem Moped sitzen.
Wenn das Bike zu hoch ist, wird‘s halt a bissl tiefer gelegt
Es gibt es auch tiefergelegte Modelle bzw. Tieferlegungs-Kits, wo sich die Sitzhöhe reduzieren lässt. Für eine Veränderung der Federwege und des Fahrwerks vertraue aber unbedingt auf einen Profi und dem Händler deines Vertrauens, da solche Änderungen auch das Fahr- und Bremsverhalten des Motorrads beeinflussen. Hier selbst herumzuexperimentieren, kann leicht in die Hose gehen und sogar gefährlich werden!
Knieschluss und Kniewinkel: Komfort für lange Fahrten
Neben der Sitzhöhe spielt auch der Kniewinkel eine große Rolle. Der Kniewinkel beeinflusst, wie lange du bequem auf dem Motorrad sitzen kannst, ohne dass es zu Ermüdungserscheinungen kommt.
Ein zu enger Kniewinkel kann auf Dauer unbequem sein, besonders auf langen Touren. Bei sportlicheren Motorrädern sitzt du oft in einer kompakteren Position, was zu einem stärkeren Kniewinkel führt. Für viele Fahrer ist dies auf kurzen Strecken kein Problem, aber für längere Touren kann es schnell unangenehm werden.
Der Knieschluss, also die Position der Knie am Tank, sollte dir ermöglichen, das Motorrad gut zu kontrollieren. Besonders auf kurvigen Strecken hilft ein enger Knieschluss, das Motorrad stabil zu halten. Bei größeren Fahrern kann ein zu kleines Motorrad oder Modelle mit einer schlanken Taille jedoch dazu führen, dass der Knieschluss zu eng wird, was manchen Bikern die Kontrolle erschwert.
Der Lenker und die richtige Sitzposition
Dazu hatte ich vor 2 Jahren ein augenöffnendes Erlebnis. Ich machte einen kurzen Stopp bei meiner Moped-Werkstatt, um einen Mechaniker zu fragen, ob die Brems- und Kupplungshebel in ihrer Position richtig eingestellt sind. Bei längeren Fahrten begannen mir nämlich die Handgelenke zu schmerzen.
Er bat mich, mich aufs Bike zu schwingen. Er sah mich auf dem Motorrad, nickte kurz und sagte: „Warte mal, das haben wir gleich“. Den Lenker ein klein wenig gedreht und wieder fest geschraubt meinte er: „Du bist viel zu groß für diese Lenkerposition, jetzt passt‘s“. Und er hat recht behalten, ich fühle mich nicht nur wohler, sondern kann meine Z900 auch viel präziser durch die Kurven lenken. Es sind oft die Kleinigkeiten, die eine perfekte Symbiose zwischen dir und deinem Motorrad schaffen.
Auch die Art des Lenkers bestimmt, wie entspannt und kontrolliert du dein Motorrad durch die Kurven wedeln lässt.
Bei Rennsemmeln oder Sportbikes sitzt du stark nach vorne gebeugt, was zwar auf der Rennstrecke absolut sinnvoll ist, aber auf langen Touren oder im Stadtverkehr ermüdend sein kann. Die Krümmung der Lenker bei diesen Motorrädern belastet dazu auch die Handgelenke.
Naked Bikes und Cruiser bieten eine aufrechtere Sitzposition, die für viele Fahrer angenehmer ist, besonders auf längeren Strecken. Enduros und Touring-Bikes lassen dich noch aufrechter sitzen. Bei diesen Motorrädern sind oft auch verstellbare Lenker oder Fußrasten zu finden, die es dir ermöglichen, die Sitzposition individuell anzupassen.
Unterschiede zwischen Mann und Frau: Gibt es diese überhaupt?
Die Antwort ist einfach: NEIN. Männer und Frauen können die gleichen Motorräder fahren, es gibt keine „geschlechtsspezifischen“ Modelle. Vielmehr geht es um den individuellen Körperbau und die persönlichen Vorlieben. Einen interessanten Vergleich dazu findet ihr im Beitrag von motorradonline.de, wo die Redakteurin Mina mit ihrer Körpergröße von 158 cm und ihr Kollege Jens mit 188 cm dieselben Motorräder getestet haben. Natürlich fühlt sich hier Jens auf den größeren Bikes wohler, aber eben nicht nur. Hier der Link zu diesem Beitrag
Frauen empfinden möglicherweise größere Motorräder als schwerer zu handhaben, besonders im Stand oder bei niedrigen Geschwindigkeiten. Hier ist es klarerweise hilfreich, ein leichteres Modell oder ein Motorrad mit niedrigem Schwerpunkt zu wählen. Mehr dazu und welche Motorräder Frauen am liebsten fahren, findest du in diesem Blogbeitrag von uns nachlesen: Frau am Motorrad
Wohlfühlen am Motorrad ist das Wichtigste
Das wichtigste Kriterium bei der Wahl eines Motorrads ist dein Wohlfühlfaktor. Du solltest dich auf deinem Motorrad sicher und komfortabel fühlen. Es ist nicht nur die Größe oder das Gewicht des Motorrads entscheidend, sondern wie es zu dir passt. Bevor du dich für ein Modell entscheidest, solltest du verschiedene Motorräder probefahren und herausfinden, welches sich für dich am besten anfühlt.
Ein Motorrad, das zu deinem Körperbau passt, erhöht nicht nur den Fahrkomfort, sondern auch die Sicherheit. Wenn du das Gefühl hast, dass du das Motorrad gut kontrollieren kannst und es dir in jeder Situation liegt, wirst du entspannter und sicherer unterwegs sein.
Motorrad-Testtage 2025, das perfekte Event zu diesem Thema
Ob Racer, Naked Bike, Enduro oder Touring-Motorrad – jedes Modell hat seine Vor- und Nachteile, und es gibt kein „One-Size-Fits-All“-Motorrad. Am Ende des Tages zählt jedoch nur eines: Du musst dich auf deinem Motorrad wohlfühlen. Probiere verschiedene Modelle aus, passe sie an deine Bedürfnisse an und finde das Bike, das dir die Freiheit und den Fahrspaß bietet, den du suchst.
Genau dafür gibt es auch 2025 wieder das perfekte Event: Die Motorradtesttage der Arge 2Rad in Kooperation mit den ÖAMTC Fahrtechnik Zentren, wo du über 100 Motorräder der renommiertesten Marken an einem Ort ausgiebig testen kannst.
Ich selbst fahre seit 20 Jahren Niked Bikes, bin bei den Testtagen auch einige Tourer gefahren und war richtig überrascht, wie perfekt das Handling dieser Bikes ist. Das hat meine Meinung zu diesen (in meinem Kopf) „schwerfälligen Mopeds“ komplett revidiert. Hier findest du mit Sicherheit das Modell deiner Wahl.
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Die Motorrad Testtage werden von der arge2Rad in Kooperation mit ÖAMTC Fahrtechnik in ganz Österreich veranstaltet. Hier geht’s zu den Impressionen der Testtage 2024:
In diesem Sinne,
die Linke zum Gruß
Gernot vom Team I love my moped
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Fotocredits: Zwei Motorradfahrer in einer idyllischen Landschaft – Adobe Stock
Quellen:
https://www.verti.de/ratgeber/motorrad-passend-koerpergroesse/
https://www.motorradonline.de/ratgeber/sitzhoehe-sitzproben-auf-aktuellen-motorraedern/