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Der Slip-On… muss es echt laut sein?!

Wenn es um das Thema Motorradzubehör geht, spalten sich die Meinungen oft in zwei Lager. Besonders heiß diskutiert wird der Sportauspuff: Die einen (meist keine Biker) finden ihn überflüssig und nur laut, die anderen sehen ihn als unverzichtbares Upgrade für Optik, Sound und Leistung.

Der Slip-On_muss es echt laut sein_Blog_ilovemymoped

Die Perfomance-Version ist eine Auspuffanlage als Komplettvariante vom Krümmer bis zum Endtopf. Solche Anlagen sind jedoch relativ teuer und eigentlich für die Rennstrecke entwickelt. Dort gehören sie aus meiner Sicht auch hin und sind für gute Rundenzeiten auch sinnvoll. Denn diese Performance-Komplettanlagen sind richtig laut und daher nichts für den öffentlichen Straßenverkehr. Wenn dein Hauptaugenmerk auf einem geilen Sound liegt, dann ist die Slip-on-Variante für dich sicher die beste Lösung. Hier wird der serienmäßige Endschalldämpfer gegen einen neuen Sportschalldämpfer ausgetauscht. Nach dem Ausbau des Seriendämpfers wird der neue Dämpfer einfach über das offen liegende Endrohr geschoben. Daher auch der Name Slip-on. Der Umbau erfordert nicht viele Werkzeuge oder viel technische Erfahrung und nimmt je nach Motorrad und Anlage nur zwischen 30 Minuten und 2 Stunden Zeit in Anspruch.

Der Sound: Musik in den Ohren und für die Seele

Der Klang eines Motorrads ist für viele Motorradfahrer ein wichtiger Aspekt für das perfekte Fahrerlebnis. Ein dumpfes Grummeln beim Starten, ein sattes Brummen bis zu einem Kreischen bei der Beschleunigung – das sind die Klänge, die das Herz eines Bikers höherschlagen lassen. Hier geht es nicht nur um Lautstärke, sondern um den spezifischen Klang, der mit einem hochwertigen Sportauspuff erreicht wird.

Nach dem Einbau kannst du neben dem Plus an Leistung mit einer Zunahme des Sounds rechnen. Das klingt auf den ersten Blick vielleicht nicht spektakulär, ist aber deutlich hörbar und macht andere Biker garantiert neidisch. Allerdings ist es zugegebenermaßen aber auch eine Erhöhung der ohnehin schon vorhandenen Lautstärke für Anrainer, speziell auf den beliebten Motorrad-Routen des Landes.

Und längst sind es nicht nur mehr die Motorradfahrer, die auf dieses Gadget setzen. Oft kommt es vor, dass man sich als Biker dem dumpfen Klang eines einspurig Motorisierten hinwendet und ist überrascht, eine 300er Vespa oder einen hubraumstarken Roller um die Ecke kommen zu sehen. Auch in diesem Segment erfreut sich der Slip-On großer Beliebtheit.

Der Auftritt: Cool oder nervig?

Natürlich ist es legal, sich einen Slip-On zu montieren, mehr dazu im nächsten Abschnitt. Wichtig bei der Wahl des richtigen Slip-On’s ist es, die erlaubten Grenzwerte nicht zu überschreiten. Hier eine Aufzählung der aktuellen Gesetzeslage in Österreich:

Grenzwerte für das Fahr- bzw. Betriebsgeräusch der Klassen L3e – L5e

  • Hubraum bis 80 cm³ – 75 dB(A)
  • Hubraum bis 175 cm³ – 77 dB(A)
  • Hubraum ab 175 cm³ – 80 dB(A)

In der EU ist der „Lärm von Motorrädern“ in der UNECE-R 41.05 festgelegt. Die Grenzwerte für die gleichmäßige und die beschleunigte Vorbeifahrt sind abhängig vom Leistungsgewicht, also dem Verhältnis zu Fahrzeuggewicht und Motorleistung, PMR genannt, wobei die Leistung in Watt gerechnet und in drei Klassen unterteilt wird:

  • Klasse I: Sehr schwere und/oder sehr schwache Motorräder (PMR bis zu 25): 73 dB(A)
  • Klasse II: PMR zwischen 25 und 50: 74 dB(A)
  • Klasse III: PMR über 50: 77 dB(A)

Mehr als 75% der am Markt befindlichen Motorräder sind in der lautesten Klasse III. Zusätzlich gibt es aber noch eine weitere Bestimmung, die ASEP (Additional Sound Emission Provisions). Die ASEP 2.0 zielt auf technische Raffinessen, wie zum Beispiel die beliebten Klappensysteme, mit denen die Lautstärke bei den standardisierten Messverfahren künstlich reduziert werden, ab. Sobald 2025 die neue Euro-Norm Euro 5+ in Kraft tritt, dürfte diese große Änderung (ASEP 2.0), allen voran leisere Motorräder, zur Folge haben.

Über die Realitätsnähe oder auch -ferne der Messvorschriften und Lärmgrenzen könnte man intensiv diskutieren, schlussendlich wird es davon abhängig sein, dass sie von den Herstellern technisch erfüllbar sein wird müssen, ohne die Motorräder unfahrbar zu machen.

Von der ASEP 2.0 sind Elektro-Motorräder übrigens nicht ausgenommen. Ob man es glauben mag, diese erzeugen zwar kein Standgeräusch, können aber in Fahrt erheblich lauter sein als man es vermuten würde. Die für ihr Surren bekannte Energica Experia war bei einem Test der Redaktion vom deutschen „Motorrad“ kürzlich lauter als alle teilnehmenden Benzin-Motorräder, wenn es um das volle Herausbeschleunigen aus einer Kurve ging.

Und bei aller Faszination für das Motorradfahren. Natürlich haben diese Grenzwerte und Vorschriften auch ihren Sinn und Berechtigung. Denn speziell auf stark frequentierten Landstraßen ist die Lärmbelästigung für Anrainer nicht zu unterschätzen.

Das Land Tirol hat seit 2020 Fahrverbote für Motorräder, die mehr als 95dB im Zulassungsschein aufweisen auf bestimmten Straßenabschnitten in den Bezirken Reutte und Imst beschlossen. Mehr dazu findest du hier: https://www.tirol.gv.at/verkehr/verkehrs-und-seilbahnrecht/motorrad-fahrverbot/fragen-antworten/

Dies ist besonders auch vor dem Hintergrund grundlegend sachlich nicht gerechtfertigt, als das im Zulassungsschein eingetragene STANDgeräusch keineswegs dafür geeignet ist, eine Grenze zwischen lauten und leisen motorisierten Zweirädern zu ziehen. Das könnte, wenn schon doch wohl nur das FAHRgeräusch!

Zwei markante Beispiele dokumentieren, dass es keine Relation zwischen Fahr- und Standgeräusch gibt. Die angeführten Daten stammen aus den offiziellen Typengenehmigungen der EU für die entsprechenden Motorradtypen, sind also unanzweifelbar.

Suzuki: Bei GLEICHEM Fahrgeräusch von 77 dB(A) hat die GSX-1100 ein Standgeräusch von 96 dB(A) und der Burgmann 400 von 84 dB(A); also KEIN Unterschied beim Fahrgeräusch, aber ein Unterschied von 12 Dezibel im Standgeräusch!

Ducati: Das Fahrgeräusch der Panigale Superleggera und ebenso der Multistrada V4S ist 77 dB(A), das Standgeräusch der Panigale beträgt 108 dB(A) und das der Multistrada 92 dB(A); dh auch in diesem Beispiel gibt es KEINEN Unterschied im Fahrgeräusch, aber 16 dB(A) im Standgeräusch.

Diese beiden Beispiele unterstreichen sehr deutlich, warum schon rein fachlich die Tiroler Verordnung nicht in Ordnung ist. Zeigen sie doch ganz eindeutig, dass das Standgeräusch KEINEN Rückschluss auf das Fahrgeräusch, das ja letztendlich das Kriterium der Lärmbelastung für Anrainer darstellt, zulässt. Es ist daher absolut nicht geeignet, „laute“ von „leisen“ Motorrädern zu unterscheiden!

Das Standgeräusch hat nur einen Zweck: es ermöglicht der Polizei durch eine Vor-Ort-Messung festzustellen, ob ein Auspuff manipuliert wurde oder nicht. Eine Verordnung, die Motorrädern lediglich aufgrund einer Nachschau im Zulassungsschein das Befahren verbietet, ohne zu messen, geht am Sinn und Zweck des Standortgeräusches, nämlich manipulierte Auspuffe aus dem Verkehr ziehen zu können, vorbei und ist daher alleine schon aus diesem Grund vollkommen widersinnig.

Unabhängig von der Themenverfehlung der Standgeräuschverordnung, ist das Verbot der Nutzung von offiziell zugelassenen motorisierten Zweirädern, die auf europäischer Ebene und in Österreich homologiert wurden, für die jede Menge Steuern bezahlt wurden und werden, kategorisch abzulehnen.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Wenn Bikes manipuliert werden, wird das von beiden Organisationen in keinster Weise gutgeheißen, im Gegenteil. Es gibt aber derzeit schon genug Möglichkeiten, Halter dieser Bikes entsprechend zu strafen.

Daher besteht kein Regelungsdefizit, sondern, wenn schon, ein Vollzugsdefizit!

Insgesamt ist es natürlich wichtig und sinnvoll, sich auch in die Situation der Anrainer zu versetzen und sich rücksichtsvoll zu verhalten, um weitere Einschränkungen (siehe Tirol) zu vermeiden.

Der Kauf: Besser bei Schmid als beim Schmidl

Slip-On-Modelle namhafter, bekannter Hersteller sind mit einer EG-Genehmigung versehen. Diese kannst du bedenkenlos anbauen und direkt losfahren, ohne schlechtem Gewissen und völlig legal. Denn diese verfügen über eine sogenannte Betriebserlaubnis für Fahrzeugteile, ich empfehle diese neben den Fahrzeugpapieren auch immer mitzuführen.

Wenn es sich um einen billigen Topf auf Ebay handelt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Betriebserlaubnis nicht gegeben ist oder er übermäßig laut ist und wahrscheinlich sowieso schrecklich klingt. Also achte beim Kauf eines Auspuffs auf die Qualität, hier ist billig gekauft meist schlecht gekauft. Außerdem gibt es von den meisten Motorrad-Importeuren Empfehlungen für passende Auspuffanlagen und Schalldämpfer unterschiedlicher Hersteller.

Gleichzeitig schont es auch den Stresslevel und dein Bankkonto, denn die Strafen können hier schon heftig ausfallen, wenn dich mal ein netter Kollege in Uniform aus dem Verkehr rausholt. Daher sind heutzutage die db-Killer, mit denen wir früher noch experimentiert haben, im Auspuff verschweißt. Keine Chance, hier noch irgendwas zu drehen. Unterm Strich sparst du dir aber nur Ärger.

Slip-On-Sportauspuffe gibt es für nahezu jedes Bike von unterschiedlichen Herstellern. Bekannte und beliebte Marken sind zum Beispiel die italienischen Hersteller SC Projekt, LeoVince oder Termignoni. Die wohl beliebtesten Marken sind der slowenische Hersteller Akrapovic und die österreichische Marke Remus.

Copyright Remus NXT für Yamaha MT07
Remus NXT für Yamaha MT07 © Copyright REMUS INNOVATION GmbH

Mehr als nur Lärm: Die Optik zählt!

Für viele Biker ist der Slip-On-Auspuff nicht nur ein akustisches, sondern auch ein visuelles Statement. Ein stylischer Endtopf kann das Erscheinungsbild eines Motorrads erheblich aufwerten. Es geht um die Ästhetik, die Freude am Detail und das Gefühl, das eigene Bike zu einem Unikat zu machen. Früher war es Endtöpfe aus Edelstahl, die Leistung und Sound im Fokus hatten. Aktuell matchen sich die Entwickler um die schönsten Slip-On’s in Edelstahl, Kohlefaser und Titan in unterschiedlichen Designvarianten.

Die Leistungssteigerung: Nur heiße Luft?

Die Hersteller von Slip-On-Sportauspuffen werben oft mit einer Leistungssteigerung. Aber was steckt wirklich dahinter? Ein Sportauspuff kann tatsächlich die Abgasführung verbessern und dadurch eine bessere Performance ermöglichen. Das bedeutet mehr Drehmoment und eine gesteigerte Spitzenleistung. Natürlich sind die Effekte oft nicht riesig, aber spürbar.

Nach meiner Einschätzung ist die Leistungszunahme aber den meisten Bikern gar nicht so wichtig. Zumindest, wenn wir von der Slip-on-Lösung sprechen. Hier gehts hauptsächlich um Sound und Design. Und viele Biker nehmen sogar geringe Leistungseinbußen in Kauf, wenn sich ihre Maschine mit dem neuen Auspuff nur besser anhört.

Slip-On-Auspuffanlagen sorgen oftmals auch für eine leichte Gewichtseinsparung, aber das merkt man im Alltag meist nicht wirklich.

Das Umweltbewusstsein: Ein Aspekt der Zukunft

In Zeiten, in denen Nachhaltigkeit immer wichtiger wird, ist es erfreulich zu sehen, dass auch im Bereich der Motorradzubehörindustrie Fortschritte gemacht werden. Remus setzt hier auf Technologien, die nicht nur die Performance verbessern, sondern auch den CO2-Ausstoß verringern. Die neue Produktlinie Remus NXT sind sogenannte „ECO-FRIENDLY SPORT EXHAUSTS„, diese tragen das Icon „GREEN EMISSION“ und zeigen mit sehr guten CO²-Werten auf  https://remus.eu/de/co2-emission

So können Biker guten Gewissens sagen, dass ihr Hobby nicht zwangsläufig zu Lasten der Umwelt gehen muss.

Mein Fazit: Laut, stylisch und leistungsstark – warum nicht, aber mit Hirn

Am Ende des Tages bleibt die Frage: Muss ein Motorrad wirklich laut sein? Vielleicht nicht unbedingt. Aber ein hochwertiger Slip-On-Sportauspuff kann mehr bieten als nur Laut. Er intensiviert das Fahrerlebnis, wertet dein Bike optisch auf und kann die Leistung ein Stück verbessern. Und wenn dabei auch noch der CO²-Ausstoß reduziert wird, umso besser.

Aber bitte mit Rücksicht und Hirn. In der Stadt oder Ortsgebiet schalte ich einfach einen Gang rauf und genieße das sonore Grummeln, so gehe ich auch anderen Menschen nicht auf die Nerven. Außerhalb des Ortsgebiets kann ich den Sound dann richtig genießen, natürlich aber immer innerhalb der gesetzlichen Normen und Vorschriften.

Also, liebe Biker-Gemeinde, ob ihr nun auf leise Töne oder dröhnenden Sound steht, denkt daran: Das Wichtigste ist der Spaß am Fahren mit Rücksichtnahme auf die Anrainer und die Umwelt.

Die linke Hand zum Gruß,

Gernot vom Team I love my moped

 

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Quellen:

Fotocredits:
Adobe Stock
REMUS INNOVATION G.m.b.H.

https://www.1000ps.at/motorradrecht-6-auspuffanlage

https://www.motorrad-magazin.at/motorrad-magazin.at/artikel/1/85/5579/Motorradl%C3%A4rm:+Laut+ist+out?

https://www.tirol.gv.at/verkehr/verkehrs-und-seilbahnrecht/motorrad-fahrverbot/fragen-antworten/

https://www.oeamtc.at/news/tirol/fahrverbote-fuer-laute-motorraeder-38294587

https://www.oeamtc.at/thema/techniktipps/kfz-umbauten-tuning-46957533

https://remus.eu/de/co2-emission

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