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Linke Hand zum Gruß – Weshalb sich Motorradfahrer grüßen

Seit 30 Jahren bin ich nun am Motorrad unterwegs und habe unendlich oft die linke Hand zum Gruß gezeigt. Und das im Grunde anders als er seinen Ursprung hat – weil auch ich bis vor kurzem nicht wusste, woher dieser Gruß eigentlich stammt. Der ursprüngliche, traditionelle Gruß besteht aus einem mit Zeige- und Mittelfinger geformtem V, das für das englische Wort „Victory“ (Sieg) steht. Diese Geste verwenden viele Motorradrennfahrer nach gewonnenen Rennen. Und hier dürfte der Bikergruß seinen Ursprung haben.

Der Ursprung

Dieser wird in vielen Foren und Beiträgen dem Superstar des Motorradrennsports der 1970er Jahre, Barry Sheene, zugeschrieben. Seine 23 Rennsiege und 2 WM-Titel feierte der Brite während der Auslaufrunden immer mit dem Victory-Zeichen zum Gruß der Rennsportfans. In weiterer Folge nutzte er diesen Gruß auch beim Überholen seiner Konkurrenten, eigentlich ein verwegenes Manöver.

Der Bikergruß, auch „Die Linke zum Gruß“ (DLzG) genannt, symbolisiert heute das Zusammengehörigkeitsgefühl und drückt Respekt unter entgegenkommenden Bikern aus – in der Art wie in einer großen Familie. Zusätzlich wünscht man dem entgegen fahrenden Biker damit eine sichere Fahrt und der Gruß verkörpert natürlich das Gefühl der Freiheit auf seinem Bike.

Heute ist DLzG ein fester Bestandteil unter Motorradfahrern, doch wie grüßt man richtig und vor allem… Wen grüßt man und wen nicht?

Die Philosophie – Bike oder nicht Bike, das ist hier die Frage

Grundsätzlich darfst du jeden grüßen, der einspurig motorisiert unterwegs ist. Es gibt keine allgemein festgelegte Regel, ab welchem Hubraum andere Biker gegrüßt werden. Einige sagen, unter 125 cm³ wird nicht gegrüßt, andere sagen sogar unter 250 cm³. Die Frage, ab welchem Hubraum andere Biker nicht mehr gegrüßt werden sollen, ist eine, die viele Motorradfahrer beschäftigt. Die heutigen 125er-Motorräder ähneln den großen Brüdern und Schwestern derart, dass man sie im schnellen Vorbeifahren oft ohnehin nicht mehr unterscheiden kann. Und meine persönliche Meinung ist, dass jeder Motorradfahrer und jede Motorradfahrerin es verdient hat, von der Community gegrüßt zu werden. Ich grüße lieber einmal zu oft als zu wenig.

Es ist oft verbunden von der jeweiligen Motorradkultur, die im jeweiligen Land herrscht. Daher erlebst du den Gruß auch unterschiedlich, wenn du mit dem Motorrad auf Reisen im Ausland bist. Wenn du nicht sicher bist, ob in speziellen Motorradkulturen und -ländern gegrüßt werden sollte oder nicht, initiiere selbst den Bikergruß bei allen Motorradtypen bzw. -größen und beobachte die Reaktion der anderen Fahrer. Wenn sie zurückgrüßen, weißt du, dass es in dieser Kultur üblich ist, auch kleinere Motorräder zu grüßen.

Roller-Fahrer werden erfahrungsgemäß so gut wie nie gegrüßt, da aus Bikersicht diese Ihr motorisiertes Zweirad nur quasi als Transportmittel von A nach B oder Fun-Bike nutzen. Zudem ist die solidarische Community unter Mofa-Fahrern selbst äußerst gering (außer sicherlich unter Oldtimer-Liebhabern), sodass selbst unter Mofa-Fahrern meist nicht gegrüßt wird.

Apropos „nicht grüßen“. Hier noch Spekulationen, weshalb du gerade nicht gegrüßt worden bist.

Es gibt sie, die Nichtgrüßer. Diese Motorradfahrer, die sich bewusst entscheiden, andere Biker nicht zu grüßen, haben vielfältige Gründe dafür. Von mangelndem Interesse an der Motorradkultur, Arroganz, persönliche Vorlieben oder einfach dem Wunsch, sich auf das Fahren zu konzentrieren. Bei vielen in der Community wird das aber als ungewöhnlich bis hin zu unhöflich angesehen.

Dann sind da noch die „Zauderer“. Soll ich jetzt grüßen, oder nicht? Und dieses Zeitfenster ist knapp. „Ach verdammt, hätt‘ ich bloß“, kreisen dann die Gedanken im Helm, aber ist der gegnerische Biker erst einmal auf gleicher Höhe, ist es schon zu spät.

Aber letztlich ist das Gegenüber eine Black Box und so kann man nur raten, warum der andere Biker nicht grüßt. Vielleicht ist er auch nur müde von einer langen Tour oder eines schweren Arbeitstages und grüßt deshalb nicht.

Die Linke zum Gruß Varianten I love my Moped

Der Gruß in seinen Varianten

Die lässige Variante

Du nimmst kurz die linke Hand vom Lenker und reckst dem Entgegenkommenden das „V“ entgegen. Da ich das V als Ursprung nicht kannte, grüße ich selbst in einer abgewandelten Variante mit leicht zur Seite gestreckter Hand und den Zeigefinger ausgestreckt.

Der sportliche Gruß

Eine weitere Variante besteht darin, die linke Hand am Lenker zu belassen und nur die Finger abzuspreizen. Gerade bei sehr sportlichen Fahrern sehr beliebt. Allerdings wird dieser Gruß auch leicht übersehen. Gerade Einsteiger könnten dann auf eine gewisse Arroganz schließen.

Der italienische Gruß

Das wird im Übrigen auch gerne den Bikern im südlichen Ausland zugesprochen. Wer sich im Urlaub in Italien wundert, selten gegrüßt zu werden, übersieht diesen häufig. Denn der „italienische Gruß“ besteht darin, den kleinen Finger der linken Hand ein wenig abzuspreizen, das war es dann auch schon. Für viele von uns sehr gewöhnungsbedürftig und ein wenig spaßbefreit aus meiner Sicht.

Der Rookie-Gruß

„Rookies“ im Vergleich zu routinierten Bikern grüßen gerne etwas überschwänglich. Daher wird nicht mit der linken Hand gegrüßt, sondern ist der ganze linke Arm in Bewegung. Mit einem ausladend nach oben gestreckten Arm grüßt man seinen entgegenkommenden Kollegen so unübersehbar, dass das Lächeln unter dem abgedunkelten Visier erkennbar ist. Man ist natürlich stolz, dazuzugehören und will das auch zeigen.

Das Kopfnicken

Aus Sicherheitsgründen wird vor allem auf Landstraßen DLzG gezeigt. Auf Autobahnen und im dichten Stadtverkehr ist der Bikergruß selten zu sehen. Wobei ich als Städter gerne auch in Wien meine Bikerfreunde grüße und immer mehr diesen auch erwidern. Statt die linke Hand zum Grüßen zu heben, wird gerade in diesen Situationen auch häufig mittels Kopfnickens gegrüßt.

Das Zeichen der Community

Der Bikergruß ist ein Zeichen der Community. Die Solidarität und der Respekt unter den Motorradfahrern werden damit eindeutig zum Ausdruck gebracht. Denn man sieht diese Anerkennung und das Lächeln im Gesicht des Entgegenkommenden unter dem Helm meist nicht, umso mehr bringt dieser Gruß die Freude am Fahren und das Gefühl der Freiheit zum Ausdruck.

 

In diesem Sinne,
die Linke zum Gruß

Gernot vom Team I love my moped

 

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Quellen:

Fotocredits: Adobe Stock

https://www.t-online.de/mobilitaet/motorraeder/id_100180292/bikergruss-warum-motorradfahrer-sich-immer-gruessen-daher-kommt-die-geste.html

https://www.helmexpress.com/magazin/der-bikergruss-wann-wen-und-wie-auf-dem-motorrad-gruessen/

https://bikergruss.com/bikergruss-bedeutung/

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