Wir haben noch die packende Saison in der MotoGP in Erinnerung, spannende Rennen der WSBK, das Erzberg-Rodeo und vielen anderen Rennsport-Events. Viele der erfolgreichsten Motorrad-Rennfahrer der letzten Jahre kommen aus Spanien und Italien. Sie sind die jungen Wilden, die uns jedes Wochenende mit irren Schräglagen, tollen Fights und unglaublichen Spitzenleistungen auf ihren Motorrädern begeistern. Rennfahrer aus dem deutschsprachigen Raum kämpfen in der MotoGP und WSBK derzeit um die hinteren Plätze.
Wir als Alpenland haben im Schirennsport viele Weltmeister und Olympiasieger hervorgebracht, doch wir können auch stolz sein auf unsere Stars im Motorradrennsport. In diesem Beitrag möchte ich den Scheinwerfer auf unsere „Siegertypen in Schräglage“ richten.
Helmut Krackowizer – der Motorrad-Professor
Als 17-Jähriger gewann Helmut Krackowizer, Jahrgang 1922, mit einer Puch S4 bei der „Salzkammergut-Wertungsfahrt“ 1939 die Goldmedaille, anschließend war er national und international auf einer Norton 500 („the Unapprochable“) und einer 500er Rudge „Ulster“ unterwegs.
Bereits während seiner Karriere als Rennfahrer schrieb er bereits für Motorradmagazine, und auch diese Leidenschaft ließ ihn nicht mehr los. Er schrieb Bücher über die Geschichte der Motorräder und des Motorradrennsports, sowie Beiträge für Fachzeitungen im deutsch- und englischsprachigen Raum. Bekannt wurden auch seine Motorradzeichnungen von historischen Motorrädern, die bis ins letzte Detail den Originalen glichen.
Rupert Hollaus – unser Straßenweltmeister
1931 in Traisen, NÖ, geboren war Rupert Hollaus der bislang einzige österreichische Motorradrennfahrer, der den Straßenweltmeister-Titel erringen konnte. In seiner zweiten Saison ging er 1954 auf einer NSU in der 125-cm³-Klasse und der 250-cm³-Klasse an den Start.
Als bereits feststehender Weltmeister nach vier Siegen in der 125-cm³-Klasse verunglückte Rupert Hollaus beim Training zum Großen Preis der Nationen in Monza tödlich. Zu seinen Ehren findet jedes Jahr auf dem Red Bull Ring das „Rupert Hollaus Gedächtnisrennen“ statt.
August Auinger – der Riders Coach
Gustl, wie ihn alle nennen, ist eine der beliebtesten Figuren des MotoGP-Fahrerlagers. Der Oberösterreicher, Jahrgang 1955, fuhr in den 1980er Jahren als Privatfahrer höchst erfolgreich in der 125er und 250er-WM. Seinen Höhepunkt erreichte er 1985 mit dem 3ten WM-Gesamtrang in der Achtelliter-WM. Den größten Triumph in einem Einzelrennen feierte Auinger 1986 mit einem Sieg beim Großen Preis von San Marino in Misano, wo alle italienischen Werksteams hinter sich ließ.
Seit der Gründung des Red Bull MotoGP Rookies Cup im Jahr 2007 ist er dort Riders Coach. Ein Großteil des aktuellen Fahrerlagers ist durch seine Hände gegangen, und viele seiner Jungs haben große Karrieren gemacht, z. B. Johann Zarco, Pedro Acosta und der aktuelle MotoGP-Weltmeister Jorge Martín.
Zusätzlich ist Gustl für ServusTV bei jedem Rennen der MotoGP live vor Ort und analysiert für das Online-Portal SPEEDWEEK.com die Moto3-Szene.
Klaus Klaffenböck – Mister TT Isle of Man
Der Niederösterreicher, Jahrgang 1968, wollte nach eigenen Angaben etwas anderes machen als Skifahren. So war er zu Beginn seiner Karriere mit dem Skibob aktiv und konnte dabei sogar einen Weltcup gewinnen. Danach fand er seine Leidenschaft in einem, vielen nicht so bekannten, Motorradrennsport-Genre, dem Motorradgespannrennen. Zusammen mit Beifahrer Christian Parzer feierte er 2001 auf LCR-Suzuki den WM-Titel. 2010 gewann Klaus Klaffenböck zusammen mit Beifahrer Daniel Sayle beide Läufe bei der Tourist Trophy auf der Isle of Man. 2011 beendete er seine aktive Laufbahn als Rennfahrer nach seinem dritten Sieg der TT Isle of Man. Er bietet nun Motorradbegeisterten Reisen zur TT an und betreibt einen Catering- und Hospitality Service während der Rennen zur Superbike-Weltmeisterschaft und der EWC.
Heinz Kinigadner – Mister Motocross
Eigentlich ist Heinz Kinigadner gelernter Bäcker und Konditor. Mit seinen Brüdern war er aber schon früh in der Motocross-Szene aktiv. Nach mehreren Staatsmeistertitel ngelingt ihm in der Motocross-Weltmeisterschaft in der 250-cm³-Klasse auf einer Yamaha der erste Sieg beim GP in Italien. 1984 und 1985 wurde er Weltmeister in der 250 cm³-Klasse auf KTM.
In den 1990ern verschrieb er sich den Motorrad-Rallyes. Leider wurde ihm sein erster Platz bei der Rallye Paris-Dakar mit KTM 1994 wegen eines Motortausches wieder aberkannt. Er siegte aber im selben Jahr bei der Pharaonen-Rallye, 1995 bei der Rallye Paris-Peking und 1996 bei der Atlas-Rallye. Seit 1997 arbeitet er als Sportmanager für KTM und gründete nach dem Unfall seines Sohnes Hannes mit seinem Freund Dietrich Mateschitz die Stiftung Wings for Life, welche es sich zum Ziel gesetzt hat, Querschnittlähmung heilbar zu machen.
Matthias Walkner – the Living Legend
Er startete seine Liebe zu Motorrädern als Mechaniker in einem Bikestore, seit 2004 ist er als Test-Fahrer und Motorrad-Rennfahrer für KTM tätig.
In der „Hall of Fame“ des österreichischen Motorrad-Sports ist dem Salzburger mit dem Weltmeister-Titel 2012 in der Motocross-Klasse MX3 gelungen. 2015 entdeckte er dieselbe Leidenschaft wie sein Mentor, Heinz Kinigadner, für Motorrad-Rallyes. 2016 schied er nach einem schweren Sturz auf Platz 3 liegend aus, 2017 wurde er Zweiter.
Im Jänner 2018 schaffte er dann die große Sensation und holte den Sieg bei der härtesten Rallye der Welt. Er fuhr auch 2019-2023 in der Motorradwertung der Rallye Dakar und erreichte 2 weitere Podiumsplätze und war ein fixer Bestandteil der Top-10. In der Vorbereitung auf die Rallye Dakar 2024 stürzte er in Kalifornien schwer und erholt sich nach wie vor von seinen Verletzungen. Wie es für ihn im Motorsport weitergehen wird, ist noch unklar, aber im September meinte er: „So die Karriere zu beenden, wäre natürlich auch ein Wahnsinn.“ Matthias Walkner auf Instagram
Unzählige österreichische Schräglagen-Extremisten
Natürlich gibt es noch viele weitere Helden der Schräglagen, wie z. B. Roland Resch, der 2008 Europameister im Suzuki GSX-R European Cup 2008 wurde, 2015 Alpe Adria Meister SBK 1000 und beim 24-Stunden-Rennen Bol d’Or in Magny-Cours (FR) startete. Oder auch Maximilian Kofler, der von 2017-2021 insgesamt 32 Rennen in der Moto3 bestritt sowie 2022 und 2023 auf Ducati 36 Rennen in der Supersport-Weltmeisterschaft absolvierte.
Und da sind noch unzählige weitere Rennsportler der Gegenwart und aus den letzten 100 Jahren. Aber das wäre „eine andere Blog-Geschichte“. Was alle verbindet, ist die Faszination für die Technik, der Wille zu Präzision und Höchstleistung – vor allem aber die unbändige Leidenschaft für das Motorradfahren. Und diese macht uns als leidenschaftliche Motorradfahrer und Motorradfahrerinnen auch zum Teil dieser Community.
Gerne freue ich mich über deinen Kommentar zu diesem Beitrag, gerne auch, wenn du der Meinung bist, dass es noch andere Sportler und auch Sportlerinnen im Motorradrennsport gibt, über die ich in einem der nächsten Blogbeiträge schreiben sollte.
In diesem Sinne,
die Linke zum Gruß
Gernot vom Team I love my moped
Du interessierst dich für alles rund ums Thema Einspurige oder hast noch Fragen?
Dann folge uns auf TikTok, Instagram oder Facebook und schreibe uns hier gerne einen Kommentar.
Wir freuen uns auf dich.
Fotolizenz: Rupert Hollaus auf Motorrad 23, Carlo Ubbiali auf Motorrad Nummer 7, 1954. Artist: Unbekannt, Lizenz-Inhaber: Karma Marketing GmbH
Fotoquelle: Heritage Image Partnership Ltd / Alamy Stock Foto
Recherche-Quellen:
Mein Bezirk Artikel über Helmut Krackowizer