E-Moped – HOT oder SCHROTT?!

Elektromobilität ist längst nicht mehr nur im Automobilbereich ein Thema – auch Mopeds, Roller und Motorräder erobern zunehmend die Straßen. Doch sind E-Mopeds und E-Motorräder wirklich alltagstauglich, oder handelt es sich um einen Trend für umweltbewusste Menschen? In unserer aktuellen Podcast Folge von I Love my Moped habe ich mit Hanno Voglsam, leidenschaftlicher Motorradfahrer und Experte für Elektromobilität, genau darüber gesprochen.

Hanno bringt eine spannende Kombination aus Praxis und Expertise mit: Seit seiner Jugend verbringt er jede Menge Zeit auf zwei Rädern, gleichzeitig hat er beruflich jahrelang mit Elektromotorrädern gearbeitet. Damit kennt er die Szene von Grund auf, von der Technik bis hin zu den Emotionen.

Der Reiz des elektrischen Fahrens

„Kein Kuppeln, kein Schalten, aber trotzdem 100 % Motorrad-Feeling.“ So beschreibt Hanno seine Faszination für E-Motorräder. Besonders beeindruckt ihn das direkte Ansprechverhalten: Drehmoment ist sofort da, ohne Verzögerung, ohne Kraftverlust durch Kupplung oder Getriebe. Moderne Modelle wie jene von Zero bringen bis zu 190 Newtonmeter Drehmoment aufs Hinterrad – ein Erlebnis, das viele erst nachvollziehen, wenn sie es selbst ausprobieren.

Trotz der Skepsis mancher Motorradfans („ohne Sound, keine Seele“) betont Hanno, dass Emotionen beim Fahren nicht ausschließlich am Motorengeräusch hängen. Für viele Stadtpendler sei ein leises, wartungsarmes Elektromoped sogar die attraktivere Lösung. Entscheidend ist die Perspektive des Fahrers: Während Hardcore-Verbrenner-Fans wohl auch dabei bleiben, bietet E-Mobilität für urbane Fahrer enorme Vorteile.

Reichweite und Laden – das größte Vorurteil?

Einer der meistgenannten Kritikpunkte ist die Reichweite. Klar: Wer 1.000 Kilometer am Stück fahren will, wird mit einem Elektromotorrad nicht glücklich. Aber für den täglichen Arbeitsweg und auch Tagestouren von 200–300 Kilometern ist die Technik längst ausgereift.

Wenn man sich mit dem Elektromotorrad eine Hausrunde am Wochenende gönnt, ist es beim Laden mit einem Typ2-Stecker in rund 1 – 1,5 Stunden wieder für die Weiterfahrt ausreichend geladen – ideal für die Kaffeepause mit Apfelstrudel oder einem Mittagessen. Wird das Fahrzeug für kurze Strecken oder zum Pendeln genutzt, kann es ohnehin batterieschonend über Nacht oder während der Arbeitszeit im Büro stressfrei geladen werden.

Hanno betont, dass E-Mobilität nicht bedeutet, auf Fahrspaß verzichten zu müssen, sondern dass man seine Ladegewohnheiten, Fahrstrecke und Pausen einfach etwas anpasst. Für klassische Hausrunden oder Pendelstrecken in die Arbeit ist das völlig ausreichend.

Besonders praktisch: Herausnehmbare Akkus bei E-Mopeds. Viele Elektrofahrzeuge verfügen über tragbare Batterien (ca. 10 kg), die bequem zu Hause geladen werden können – ganz ohne Notwendigkeit einer öffentlichen Ladeinfrastruktur. Das macht diese Fahrzeuge auch für Menschen attraktiv, die keine Garage für ihr Fahrzeug haben und nur in der Wohnung laden können.

Vielfalt am Markt – vom 50er-Moped bis zur Performance-Maschine

Während der E-Auto-Markt noch von einigen großen Herstellern dominiert wird, zeigt sich bei Zweirädern ein anderes Bild: Zahlreiche Anbieter sind bereits am Markt vertreten. Hier wird jeder fündig, entsprechend dem Mobilitätsanspruch und seinen persönlichen Vorlieben. Seit vielen Jahren bekannte Marken wie BMW, Honda, Kawasaki, Yamaha, Peugeot und die Piaggio Gruppe bieten neben Verbrennern auch elektrische Fahrzeuge. Andere Marken haben sich speziell auf Elektro-Fahrzeuge spezialisiert, wie E.F.O, Horwin, NIU, Silence, Zero und Can Am. Weitere Hersteller arbeiten am Launch neuer E-Modelle – also der Markt für uns Biker ist auf alle Fälle da und wächst weiter.

Ein Blick auf die Segmente und Führerscheinklassen

Um entsprechend Elektrofahrzeuge der Führerscheinklasse richtig zuzuordnen, ist der Begriff „Dauernennleistung“ relevant, nicht wie bei den Verbrennern der Hubraum in ccm³. Die Dauernennleistung ist jene Leistung, die das Fahrzeug 30 Minuten lang konstant abgeben kann und wird in kW ausgedrückt. Da diese Regelung doch ein wenig komplex ist, haben wir sie hier für dich zusammengefasst:

  • L1e: Leistung bis 4kW (Führerscheinklasse AM) – Das sind Mopeds und Roller mit einer Geschwindigkeit von max. 45 km/h, perfekt für kurze Strecken und dem Stadtverkehr.
  • L3e-A1: Leistung bis 11kW (Führerscheinklasse A1 und Code B111) – Motorräder und Roller der „125er-Klasse“, die bis zu 120 km/h schnell sind und Reichweiten von 80-120 Kilometer erzielen. Perfekt für die Stadt und für Pendler.
  • L3e-A2: Leistung bis 35kW – Diese Motorräder darfst du mit einem Führerschein der Klasse A2 fahren
  • L3e-A3: Die stärkste Klasse von Elektromotorrädern mit einer Leistung über 35kW und für die Besitzer der Führerscheinklasse A.

Die beiden letzten Kategorien gehören definitiv schon in den Bereich der Kurvenräuber und Hausrunden-Bikes.

Erwähnenswert ist auch, dass die Dauernennleistung nicht zu verwechseln ist mit der Spitzenleistung dieser Fahrzeuge. Die Spitzenleistung ist jene Leistung, die das Fahrzeug für 30 Sekunden maximal abgeben kann. Zum Beispiel haben Mopeds der Kategorie L1e eine höhere Spitzenleistung als 4kW, was dann in etwa 10PS eines Verbrennermotors entspricht. Daher haben diese Fahrzeuge mehr Punch als ein Verbrenner-Moped derselben Klasse.

Kosten: Teurer in der Anschaffung, günstiger im Betrieb

Ein Argument, das viele Interessenten zurückschreckt: der Preis. E-Motorräder sind in der Anschaffung oft 20–40 % teurer als vergleichbare Verbrennermodelle. Doch ein genauer Blick lohnt sich:

  • Keine Ölwechsel, keine Zündkerzen, kaum Verschleißteile
  • Längere Wartungsintervalle und geringere Servicekosten
  • Motorbezogene Versicherungssteuer fällt minimal aus
  • Stromkosten sind – bei Heimladung – deutlich günstiger als Benzin

Dazu kommt die staatliche Förderung, die in Österreich im Juni verlängert wurde. Besonders im Moped- und 125er-Segment lassen sich so die Anschaffungskosten fast halbieren. Zur Verlängerung der E-Mobilitätsförderung haben wir einen eigenen Blogbeitrag veröffentlicht. Hier erfährst du die Höhe der Förderungen für die einzelnen Fahrzeugkategorien.

Für Unternehmer ist zudem der Vorsteuerabzug ein klarer Vorteil gegenüber Verbrennern.

Latest News: Förderanträge können ab dem 18. September 2025 auf www.umweltfoerderung.at eingereicht werden!

Drei Fragen für die richtige Kaufentscheidung

Laut Hanno sollte man vor der Entscheidung für ein E-Zweirad vor allem drei Fragen beantworten:

  1. Wie viele Kilometer fahre ich täglich?
  2. Auf welchen Strecken bewege ich mich? (Stadt, Landstraße, Autobahn)
  3. Wo kann ich laden? (Steckdose zu Hause, Wechselakku oder öffentliche Infrastruktur)

Sind diese Fragen geklärt, geht es um den Spaßfaktor: Design, Leistung, Handling – und hier ist die Auswahl inzwischen groß genug, dass es für jeden Wunsch das passende Bike gibt.

Ein Blick in die Zukunft

Wie sieht die E-Mobilität in zehn Jahren aus? Hanno ist überzeugt, dass die Moped- und 125er-Klasse bis dahin fast ausschließlich elektrisch unterwegs sein wird. Bei größeren Motorrädern hängt viel von der Batterieforschung und gemeinsamen Standards ab. Klar ist aber: Elektrozweiräder sind gekommen, um zu bleiben – besonders in Städten und auf Kurzstrecken.

Stimmt, oder stimmt nicht?

Am Ende der Folge habe ich Hanno noch zu einer Schnellfrage-Runde eingeladen, hier seine Antworten dazu:

  • E-Motorräder sind gefährlicher, weil man sie nicht hört? Antwort: Ja, das ist richtig!
  • Ist der Akku nach 3 Jahren hinüber? Antwort: Schmafu!
  • E-Mobilität ist nur was für Pendler, nichts für Abenteurer: Antwort: Es gibt genug Beispiele, dass das nicht stimmt!
  • Verbrenner werden auf der Langstrecke dem E-Motorrad immer überlegen sein? Antwort: Aus heutiger technologischer Sicht – ja!

Wenn du auch die Erklärungen von Hanno zu diesen Fragen wissen willst, hör dir den Podcast ab Minute 52:00 an 😊 https://ilovemymoped.blog/podcast/folge4

Fazit: Nicht entweder – oder, sondern sowohl – als auch

Elektromobilität auf zwei Rädern ist kein Ersatz für den klassischen Verbrenner, sondern eine Ergänzung. Wer Lust auf hohe Reichweite oder Auspuff-Sound hat, wird weiter Verbrenner fahren. Wer praktisch, leise und kosteneffizient unterwegs sein will, findet in E-Mopeds und E-Motorrädern eine echte Alternative.

Am Ende gilt: Probieren geht über Studieren. Eine Probefahrt überzeugt mehr als jede Statistik.

Du willst die Podcast Folge zur Gänze hören? Die gesamte Folge mit Hanno Voglsam auf Spotify findest du hier: 👉 https://ilovemymoped.blog/folge4-auf-spotify

In diesem Sinne,

die Linke zum Gruß

Gernot vom Team I love my moped

 

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